Römer-Sprudel für die Euro-Tandem-Radfahrer

Ein Bericht von Gustav Döttling

 

„Ich fühle mich schon fit für die letzte Etappe“, sagt Friedrich Zahn. Im Hof des Mainhardter Hotel Löwen in Stock an der B14 bereitet sich der vom Fahrradfahren begeisterte Kreisrat aus Gaildorf am Samstagmorgen als „Pilot“ eines Tandems mit seinem tauben und blinden Tandempartner Gerd Jeremies aus Dresden auf die letzte von sieben Etappen der 11. Euro-Tandem-Tour der HEM-Schwerger-Stiftung aus Neuhausen/Fildern vor. Die 77 Kilometer lange Strecke wird die 14 Tandemteams und acht Einzelradler von Mainhardt durch den Schwäbisch-Fränkischen Wald über Welzheim nach Esslingen führen. „Wir lernen bei dieser Tandem-Radtour nicht nur die tolle Landschaft zwischen dem Bodensee und Hohenlohe kennen, sondern sind auch noch für einen caritativen Zweck unterwegs, das ist eine gute Sache“, sagt Zahn. Er ist zum zweiten Mal bei der Tour dabei. „Aber bestimmt nicht zum letzen Mal sagt der Gaildorfer Kreisrat. „Die Teilnehmer kommen aus ganz Deutschland und haben vom Start in Stuttgart am 30. August bis heute auf den ersten sechs Etappen 630 Kilometer zurückgelegt“, berichtet Streckenplaner Karl- Heinz Picard. Er wirkt zum zehnten Mal bei der Organisation der Euro-Tandemtour mit. Dabei hätten die Radler täglich zwischen 1000 und 1500 Höhenmetern zurückgelegt. Die längste Tagesetappe habe über 130 Kilometer geführt. Übernachtet wurde in Hotels und zwei Mal in Jugendherbergen. Pro Etappe gibt es drei Pausen. Für die Stärkung und Unterstützung sorgen ein Verpflegungswagen und zwei Begleitfahrzeuge. Für die Sicherheit des Radlerverbandes im Straßenverkehr sind vier Polizeimotorräder und ein Polizeiauto, die mit Blaulicht voraus- und hinterherfahren, verantwortlich.

Herbert Sauerwein fährt den „Besenwagen“. „Wir hatten in sechs Tagen nur einmal einen Platten und sonst nur kleinere technische Probleme mit Bremsen und Ketten“, erzählt der Besenwagenfahrer, der auch bei der Wartung der Tandems und der Einzelräder hilft. „Ich hock hinten“, erzählt Adelheid Traub (66) aus Gaildorf, eine von fünf Frauen im Feld der Eurotour-Radler. „Ich bin zum siebten Mal dabei, jede Etappe hat ihren Reiz. Der Zusammenhalt ist toll, wir sind wie eine große Familie“, schwärmt die sehbehinderte Tandemfahrerin. „Die drei Teilnehmer aus Gaildorf haben hier ja ein Heimspiel“, scherzt Maren Schwerger (60), die Tochter des Gründers der HEM-Schwerger- Stiftung für die Förderung von Ehrenamt und Netzhautforschung. Der ehemalige Bauingenieur und Bauunternehmer Horst Schwerger (82) und seine Tochter sind beide sehbehindert. Mit der Euro-Tour, die alle zwei Jahre stattfindet, wollen sie ein Zeichen für die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigungen setzen. „Ich habe schon 14000 Kilometer in den Beinen, früher waren wir bis London, Paris oder Rom unterwegs“, erzählt der rüstige Rentner Horst Schwerger, heute Tandem-Copilot. Neben der Aktion Mensch unterstützen der Radsportverein Neuhausen/Filder und zahlreiche Sponsoren die Tandem-Tour. Als Schirmherr fungiert Ministerpräsident Wilfried Kretschmann. „Ich habe mich sehr gefreut, dass Mainhardt auf ihrem Streckenplan als Station zwischen großen Städten auftaucht“, begrüßt Bürgermeister Damian Komor den Radler-Tross am Samstagmorgen kurz vor dem Etappenstart im Hof des Hotels Löwen im Stock.


Der Schultes stellt seine Kommune mit ihren 52 Wohnplätzen vor und spendiert zur Stärkung ein paar Kästen Römersprudel für die Etappenpausen. „Das wird uns nochmals Power geben“, bedankt sich Maren Schwerger für die Spende. Dann rollt der Radlerverband auch schon, eskortiert von blinkenden Polizeifahrzeugen, auf der B14 in Richtung Hütten davon. Wirtin Adeline Kühnle und ihr Personal winken von der Eingangstreppe des Hotels hinterher. „Das waren tolle Gäste“, sagt die Wirtin. Idee zu werben.

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Mit 78 Jahren Tandem fahren

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